H&M, die Zulieferindustrie und die „Produktion des absoluten Mehrwerts“ anno 2011
von
Ronald Hartz
·
25. August 2011
300.000 Beschäftigte hat die Textilindustrie in Kambodscha. In einer Fabrik, welche für H&M produzierte, sind zahlreiche Arbeiterinnen zusammengebrochen, 300 Beschäftigte wurden in Krankenhäuser eingeliefert (vgl. u.a. hier: Hunderte Arbeiter bei H&M-Zulieferer zusammengebrochen). Ähnliches passierte kurz zuvor in einem Unternehmen, welches für PUMA fertigte. Schlechte Belüftung, Hitze und Enge werden als Ursachen genannt.
All das wurde bereits im ersten Band des Kapitals unter dem Stichwort „Produktion des absoluten Mehrwerts“ ausführlich dokumentiert. Nur ein Beispiel (MEW Bd.23, S.314, Fn.185):
„In dieser Luftbleicherei werden Trockenzimmer von 90 bis 100 Grad Fahrenheit angewandt, worin hauptsächlich Mädchen arbeiten. »Cooling« (Abkühlung) ist der technische Ausdruck für gelegentliches Entrinnen aus dem Trockenzimmer in die freie Luft. »Fünfzehn Mädchen in den Trockenzimmern. Hitze von 80 zu 90° für Leinwand, von 100° und mehr für Cambrics. Zwölf Mädchen bügeln und legen auf (die Cambrics etc.) in einem kleinen Zimmer von ungefähr 10 Fuß im Quadrat, in der Mitte ein enggeschloßner Ofen. Die Mädchen stehn rund um den Ofen herum, der eine schreckliche Glut ausstrahlt und die Cambrics rasch für die Büglerinnen trocknet. Die Stundenzahl für diese Hände ist unbeschränkt. Wenn geschäftig, arbeiten sie bis 9 oder 12 Uhr nachts viele Tage hintereinander.« (»Reports etc. for 31 st Oct. 1862«, p. 56.) Ein Arzt erklärt: »Für die Abkühlung sind keine besondren Stunden erlaubt, aber wenn die Temperatur zu unerträglich wird, oder die Hände der Arbeiterinnen sich von Schweiß beschmutzen, ist ihnen gestattet, ein paar Minuten fortzugehn… Meine Erfahrung in der Behandlung der Krankheiten dieser Arbeiterinnen zwingt mich zu konstatieren, daß ihr Gesundheitszustand tief unter dem der Baumwollspinnerinnen steht« (und das Kapital hatte sie in seinen Bittschriften an das Parlament in der Manier von Rubens übergesund gemalt!). »Ihre auffallendsten Krankheiten sind Phthisis, Bronchitis, Uterinkrankheiten, Hysterie in der scheußlichsten Form und Rheumatismus. Alle diese entspringen, wie ich glaube, direkt oder indirekt, aus der überhitzten Luft ihrer Arbeitszimmer und dem Mangel genügender komfortabler Kleidung, um sie beim Nachhausegehen während der Wintermonate vor der kaltfeuchten Atmosphäre zu schützen.« (l.c. p. 56, 57.)“
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PUMA: Fair. Honest. Positive. Creative.
Hallo.
Bisher haben nur die ausländischen Medien über diese Vorfälle berichtet. In den Regionalzeitungen hier in Franken liest man weder was über die aktuellen Streiks noch über die gewaltsamen Übergriffe gegen die prostestierenden Streikenden. Viele Grüße. Thomas
(Quelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten/weltspiegel/art17,823272,PRINT?_FRAME=33)
„PHNOM PENH. Mindestens drei Arbeiterinnen sind am Montag bei Protesten vor einem kambodschanischen Zulieferbetrieb des Sportartikelherstellers Puma angeschossen worden.
Ein unbekannter Mann habe das Feuer auf die Frauen eröffnet, sagte der Polizeichef der Ortschaft Bavet in der Provinz Svay Rieng, Keo Kong.
Eine der Arbeiterinnen in dem kambodschanischen Werk sei schwer verletzt worden. Die taiwanische Firma Kaoway Sports stelle Schuhe für Puma her, berichtete die Zeitung „Phnom Penh Post“. In dem kambodschanischen Werk streiken nach den Medienangaben rund 1.000 Beschäftigte. Kambodschanische Menschenrechtsgruppen hatten zuletzt beklagt, dass vermehrt Waffengewalt gegen Protestierende eingesetzt worden sei.
Laut Handelsministerium wird ein Großteil der Produkte nach Deutschland und Italien geliefert. Die Arbeiter des Unternehmens streiken seit vergangenem Freitag, um bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen.