Studie zur Forschungssituation an deutschen Universitäten

Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung hat eine umfangreiche Studie zur Forschungssituation an den deutschen Universitäten veröffentlicht (Böhmer, Susan / Neufeld, Jörg / Hinze, Sybille / Klode, Christian / Hornbostel, Stefan, 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn).

Die Studie ist als PDF verfügbar – hier der Link zur Seite des IFQ:

http://www.forschungsinfo.de/index.html

Es ist lohnenswert, einen längeren Abschnitt aus dem Fazit hier unkommentiert zu zitieren (wenngleich – dies sei gestattet – die ‚überraschenden Diskrepanzen‘ die AutorInnen als Kenner feiner Ironie auszeichnen):

„In einigen Punkten ergaben sich überraschende Diskrepanzen zwischen öffentlich überwiegend positiv verhandelten Reformmaßnahmen (Exzellenzinitiative, strukturierte Graduiertenausbildung) und dem Stimmungsbild in der Professorenschaft. Weder in Exzellenzwettbewerben noch in einer weiteren Ausdehnung der strukturierten Doktorandenausbildung wird Potential für die Stärkung des Wissenschaftsstandorts
gesehen. Insgesamt zeigte sich, dass einige Einschätzungen zur Forschungssituation
sich im Zeitverlauf deutlich verändert haben: Verstärkter Wettbewerb hat offenbar auch die Sensibilität für potenzielle Wettbewerbsverzerrungen steigen lassen.
Der Wettbewerb schlägt sich auch in der Bewertung der Situation im eigenen Fach nieder: 61 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler halten den Zwang Drittmittel einzuwerben für zu hoch oder viel zu hoch, den Publikationsdruck empfinden 48 Prozent und die durch Evaluationen hervorgerufenen Leistungsanforderungen 38 Prozent als zu hoch. Und auch den Antragsaufwand für Drittmittelprojekte halten 58 Prozent im Verhältnis zum Ertrag für zu hoch, auch wenn die Fördermöglichkeiten für anspruchsvolle Drittmittelforschung von 43 Prozent der Befragten als gut oder sehr gut eingeschätzt werden.
In der „Prioritätenliste“ der Maßnahmen und Reformen, die die Befragten persönlich zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland für geeignet halten, finden sich die Forderungen nach Förderung von Interdisziplinarität, risikoreicher Forschung, emerging fields, internationaler Zusammenarbeit, der Kooperation von Forschungseinrichtungen, besserer Vertretung der Wissenschaft in der Politik und leistungsunabhängiger Grundfinanzierung. Den Spitzenplatz aber nimmt der Wunsch nach verlässlichen Karriereperspektiven und aktiver internationaler Rekrutierung von exzellenten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein. Ersteres halten 85 Prozent der Befragten für eine gute oder sehr gute Maßnahme.“ (Böhmer et al. 2011, S.158)

Das könnte Dich auch interessieren …

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: